Was ist Coaching?

1. Coaching – Was ist es und was ist es nicht?

Coaching ist eine unterstützende Wegbegleitung. Der Mensch wird in seiner einzigartigen Individualität erkannt und gefördert. Im Coaching werden die Begabungen und Möglichkeiten des Klienten deutlich gemacht. So wird „das Beste“ im Menschen geweckt, der Erfolgsweg erkannt und der Coach erinnert immer wieder an den „richtigen Pfad“. Oft entsteht die Frage: Was ist eigentlich der Unterschied zur Beratung, zum Training oder zur Therapie?

Was ist der Unterschied von Coaching und Beratung?

In der Beratung weiß der Berater das, was der Kunde nicht weiß. Der Kunde schildert sein Problem, der Berater präsentiert eine Lösung. Diese Lösung entspricht oft dem Verständnis und Weltbild des Beraters. So gibt es sehr viele gute Beratungskonzepte, die nie in die Tat umgesetzt werden, da sie letztendlich nicht auf den Kunden abgestimmt waren.

Der Coach geht davon aus, dass der Klient die für ihn beste Lösung selber weiß bzw. entwickeln kann. Der Coach hilft dem Klienten bei dieser Entwicklung. Die Lösung des Problems, die durch ein Coaching entsteht, entspricht voll und ganz dem Klienten und ist für diesen nach seinem Selbstverständnis umsetzbar.

Der Coach geht davon aus, dass der Klient die für ihn beste Lösung bereits in sich trägt!

Was ist der Unterschied von Coaching und Training?

Ein Training dient dazu, eine Methode bzw. Fähigkeiten zu erlernen. Die Methode, die der Mensch lernen soll, steht im Vordergrund. Diese wird trainiert, bis sie vom Kunden beherrscht wird.

Beim Coaching steht der Mensch im Mittelpunkt. Hier wird entweder die Technik gefunden, die für den Klienten die beste ist oder eine individuelle Lösung entwickelt, die ihm entspricht.

Beim Coaching steht der Mensch im Mittelpunkt!

Was ist der Unterschied von Coaching und Therapie?

Die Psychotherapie bearbeitet eine Persönlichkeits-Störung, eine Krankheit oder eine Krise, die körperliches und/oder seelisches Leid verursacht.

Im Coaching arbeitet der gesunde Mensch an der Verbesserung seiner beruflichen und/oder persönlichen Situation. Coaching ist zukunftsorientiert. Wir fragen also in erster Linie nicht: WARUM fühle ich mich in der Situation schlecht? Sondern vielmehr: WAS kann ich tun, um mich zukünftig besser zu fühlen und meine Ziele zu erreichen. Das neue Verhalten muss trainiert werden, bis es verinnerlicht ist. Auch dabei hilft Coaching.

Coaching konzentriert sich auf die Zukunft!

Coach (engl. = 1. Kutsche, 2. Lehrer, 3. Trainer)

Ein Coach bringt uns auf den Weg (Kutsche), gibt notwendige Hinweise (Lehrer) und spornt uns an, unser Bestes zu geben (Trainer).

Kurz: Coaching unterstützt auf dem Weg zu persönlichem Erfolg!

2. Grundhaltung im Coaching

Für ein erfolgreiches Coaching ist die Grundhaltung – die Lebensanschauung – des Coaches von großer Bedeutung. Der Coach muss sich seines ethischen Verständnisses bewusst sein, da dies maßgeblich die Qualität der Gespräche bestimmt.  Das Menschenbild ist das Fundament des Coaching-Prozesses.

Der Coach muss den Klienten in seiner Individualität achten und würdigen. Auch muss er sich der Würde seiner eigenen Person bewusst sein (Selbstachtung). Dem Menschen in Achtung und Würde zu begegnen bedeutet:

  • ihn anzunehmen, wie er ist – mit seinen Schwächen und Stärken.
  • ihm mit Achtsamkeit zu begegnen.
  • seine Bedürfnisse und Grenzen beachten.

Nur ein Coach mit Selbstachtung kann auch seine Klienten beachten.

Jeder Mensch hat aufgrund seiner individuellen Fähigkeiten seine ganz besondere Aufgabe.

Ein Coach muss wissen, dass jeder Mensch mit konstruktiven Anlagen zur Welt kommt, die ihn befähigen zu wachsen und sich als Person zu verwirklichen. In Art und Wesen des Menschen findet sich seine Aufgabe und damit sein Potential, seine Chancen.

In der Praxis bedeutet das: Der Coach weiß um die Entwicklungsmöglichkeiten jedes Menschen, insbesondere um die des Klienten.  Das ist bedeutsam, wenn der Klient aufgrund einer persönlichen Krise seinen Weg nicht mehr sieht. Hier bleibt der Coach unbeirrbar.

Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich.

Der Coach darf dem Klienten keine Entscheidungen abnehmen oder ihn aus der Verantwortung für sein Handeln entlassen.

Es gibt Menschen, die sich einen Coach als eine Art Guru suchen. Dieser Guru soll ihm dann sagen, was richtig oder falsch, gut oder schlecht ist; was er tun soll; wie er sich verhalten soll. Dieses Guru-Schüler-Verhältnis darf nicht zugelassen werden. Ein Mensch der sich aus der Selbst-Verantwortung entlässt, geht in die Abhängigkeit zu einer Person und handelt nicht mehr frei.

Dieser Grundsatz betont auch die Tatsache, dass der Mensch niemand anderem für sein Denken, Handeln und Fühlen die Schuld zuweisen kann. Was sich hier einfach anhört, findet in unserer Gesellschaft kaum Umsetzung. Es scheint legitim zu sein, für alles einen „Sündenbock“ zu finden. Hier hat der Coach die Aufgabe, immer wieder auf die Selbstverantwortung des Einzelnen hinzuweisen, um damit die Selbstwirksamkeit und konstruktive Handlungsmöglichkeiten zu stärken.

3. In welcher Situation kann Coaching helfen?

Coaching kann grundsätzlich in allen Fragen des beruflichen und persönlichen Lebens helfen. Im Coaching geht es darum, Befähigungen zu entwickeln. Die Persönlichkeit wächst durch eine bewusstere Haltung und das praktische Umsetzen.

Zum Beispiel geht es nicht darum, einen bestimmten Führungsstil zu erlernen, sondern eine Führungspersönlichkeit zu sein!

Beispiele aus dem Coaching-Alltag:

  • Ein Abteilungsleiter will sein Team zu größerer Leistungsbereitschaft führen. Er stellt seinen Führungsstil in Frage.
  • Eine Mutter möchte berufstätig sein und weiß nicht, wie sie Job und Familie vereinbaren kann.
  • Ein Sachbearbeiter wird von seinen Kollegen missachtet. Mobbing?
  • Ein Unternehmensberater steckt „mitten in der Karriere“ und befürchtet, seine Familie zu verlieren.
  • Eine Ingenieurin kann sich trotz fachlicher Qualifikation bei ihren überwiegend männlichen Kollegen nicht behaupten.
  • Die Angestellte hat eine Geschäftsidee, aber Angst vor der Selbständigkeit. Bin ich eine Unternehmerin?
  • Mein Partner betrügt mich. Ist das das Ende der Beziehung?
  • Der Projektleiter kann sich in Besprechungen und Meetings nicht durchsetzen. Karrierebremse.

4. Die Qualifikation des Coaches

Da jeder Mensch Stärken und Schwächen hat, kann auch Ihr Coach keine „EierlegendeWollMilchSau“ sein. Dennoch sollte Ihr Coach  neben Professionalisierung fachliche und menschliche Voraussetzungen mitbringen.

Persönliche Qualifikation

Die Persönlichkeit des Coachs, seine „menschliche Qualifikation“ (siehe Grundhaltung) sowie die Sympathie zwischen Coach und Klient sind entscheidend für die erfolgreiche Zusammenarbeit.

Verlassen Sie sich hier auf Ihre Intuition. Spricht der Coach Ihre Sprache? Fühlen Sie sich angesprochen? Versteht er, wovon Sie reden?

Fachliche Qualifikation

Wie wichtig die fachliche Qualifikation i.S.d. Branchen- und Berufserfahrung des Coaches für den Klienten ist, liegt in der Fragestellung des Klienten. Oft ist die fachliche Qualifikation eher zweitrangig, da die Problematik des Klienten meistens nicht im fachlichen Knowhow zu finden ist. Der IT-Accounter  kennt den Markt, der Abteilungsleiter kennt die Betriebsabläufe, die Personalsachbearbeiterin weiß um die gesetzlichen Regelungen.

Dennoch sind betriebs- und marktwirtschaftliche sowie unternehmerische Kenntnisse hilfreich. Als Berufscoach sollte er wissen, wie ein Unternehmen funktioniert, welche Kommunikationswege für den Betriebsablauf notwendig sind und wie die Branche des Klienten „tickt“.

Es gibt Coaches, die gleichzeitig Berater für bestimmte Branchen sind.

5. Was macht der Coach?

Ein Coach unterstützt Sie auf Ihrem persönlichen Weg, meist in Verbindung mit Themen der Berufswelt. Hierzu stellt er Gewohnheiten, Sichtweisen, Lebenseinstellung und bestehende Strukturen in Frage, um Veränderungen zu ermöglichen.

Die Qualität des Coachings steht und fällt mit der Reife, der Empathie und der Konfrontationsbereitschaft des Coaches. Dadurch, dass er den Klienten konsequent an seine Selbstverantwortung erinnert, „riskiert“ er möglicherweise eine ablehnende Haltung. Hier bleibt der Coach unbeirrbar. Er bietet damit den konstanten Part, der neben der Aufforderung zu Veränderungen dem Klienten die Sicherheit bietet.

  • Ein Coach hört Ihnen zu und versteht Sie (Empathie, Einfühlungsvermögen).
  • Ein Coach stellt Ihnen Fragen, die Sie zum Nachdenken anregen (Anregung zur Selbsterkenntnis).
  • Ein Coach findet mit Ihnen Lösungen und ermutigt Sie (Stärkung der Selbstwirksamkeit).

Um dies leisten zu können, darf der Coach seine eigene Charakterbildung nicht vernachlässigen. Er muss die eigenen Werte und Prinzipien leben; mit den eigenen Schwächen und Stärken konstruktiv umgehen können.

Eine weitere wichtige Fähigkeit ist die „Ego-Leere“ während des Coachings. Der Coach soll dem Weg des Klienten dienen, d.h. frei von persönlichen Wünschen an den Klienten sein.

Als Coach sollten Sie…

  • …nicht zu viele eigene Erfolgsgeschichten erzählen. Das kann zwar unterhaltsam sein und stärkt ihr eigenes Selbstgefühl, bringt Ihren Klienten jedoch nicht weiter.
  • …den Klienten nicht zu einem bestimmten Verhalten drängen oder ihm die „immer-richtig“-Lösung präsentieren. Damit projizieren Sie Ihre persönliche Weltanschauung und können Chancen, die darüber hinausgehen, nicht erkennen.
  • …dem Klienten auf keinen Fall das Gefühl geben: „Du bist nicht OK, aber ich sorge schon dafür, dass Du gut wirst!“ Das fördert lediglich Ihr persönliches Selbstgefühl.

Den für Sie besten Coach erkennen Sie an seinen Fragen. Durch die Fragen kommen Sie zu Erkenntnissen und Lösungen.

6. Was macht der Coachee (Klient)?

Anstelle des üblichen Begriffs „Coachee“ bevorzuge ich die Bezeichnung „Klient“.

Zu Beginn stellt sich der Mensch seiner eigenen Erkenntnis, dass „etwas nicht stimmt“, dass er etwas verändern möchte. Dieses Bewusstsein ist der allererste Schritt, ohne den ein Coaching nicht zustande kommt.

Dann findet er seinen Coach. Dieses „finden“ kann über Empfehlung oder die bekannten Medien geschehen. Die meisten Coaches bieten ein erstes Kennenlern-Gespräch (ca. 20 Minuten) kostenfrei an. Hier kann festgestellt werden, ob „die Chemie stimmt“. Auch dient es dazu, die Rahmenbedingungen festzulegen.

Nachdem sich beide einig geworden sind, muss der Klient in erster Linie seine Bereitschaft bewahren:

Die Bereitschaft, bekannte und vertraute Denk- und Verhaltensmuster in Frage zu stellen.

Oft möchten wir Menschen neue Denkmuster einfach ablehnen, weil wir das bisherige als das einzig Richtige anerkennen. Immer wieder müssen Sie sich im Coaching auf die Gedankenspiele einlassen:

Was wäre wenn ….?

Wäre es möglich, dass …?

Was muss passieren, damit …?

Die Bereitschaft, NOT-wendige Veränderungen zu erarbeiten und diese umzusetzen.

Die bekannte „Hölle“ erscheint vor der Konsequenz des unbekannten „Himmels“ oft behaglich. Die Umsetzung neuer Verhaltensweisen braucht Wille, Vertrauen und Konzentration. Wir müssen uns immer wieder üben. Wenn Sie kleinen Kindern zuschauen, wie sie laufen lernen, immer wieder aufstehen und mit Freude weiter laufen, bis das Laufen zur Fähigkeit geworden ist. Stellen Sie sich vor, Sie hätte mit 2 Jahren diese Bemühungen aufgegeben!

Die Bereitschaft, kritische Phasen der persönlichen Entwicklung im Alltag durchzustehen.

Jeder Veränderungsprozess durchläuft kritische Phasen. Der Klient ist in seinem Alltag gefordert, alte Verhaltensmuster zugunsten des Notwendigen abzulegen. Das kann schmerzvoll sein und geht oft nur in kleinen Schritten. Hier gibt es Phasen der Mutlosigkeit, in denen der Coach ermutigt und stabilisiert. Dennoch brauchen diese Etappen das Durchhaltevermögen des Klienten.

Die Bereitschaft, sich an den persönlichen Erfolgen zu freuen!

Sie dürfen gut zu sich sein. Die Erfolge wahrnehmen und als solche anerkennen. Der Blick auf das, was Sie erreicht haben, wird Ihnen Kraft geben, dass zu leisten, was noch vor Ihnen liegt. Deshalb ist es im Coaching auch ganz wichtig, immer wieder die Erfolge zu betrachten und sich daran zu erfreuen.

7. Welche Struktur hat ein Coaching?

Je nach Fragestellung, ist für den dauerhaften Erfolg ein kontinuierlicher Zyklus wichtig. Üblicherweise dauert das erste Coaching-Gespräch 1 – 2 Stunden. Zu Beginn und während starker Veränderungsphasen sind wöchentliche Treffen zu empfehlen. Zur dauerhaften Unterstützung der gewünschten Verhaltensänderung genügt ein Gespräch im Monat.

Das Coaching-Gespräch sollte in angenehmer, ruhiger und geschützter Atmosphäre stattfinden. Der Klient muss zur Ruhe kommen können und sich wohl fühlen.

Da Coaching keine Technik ist, gibt es keine „optimale“ Gesprächsstruktur, keine „normale“ Sitzung. Der rote Faden ist in dem Thema des Klienten zu finden. Der Coach hat die Aufgabe, diesen roten Faden im Auge zu behalten und die Entwicklung deutlich zu machen.

8. Was ist das Ergebnis des Coachings?

Das Coaching schafft Befähigungen. Man könnte auch von „Schlüsselqualifikationen“ sprechen.

Hierzu gehören so abstrakte Begriffe, wie soziale Kompetenz, emotionale Intelligenz, Kommunikationsfähigkeit, Führungsqualifikation, Teamfähigkeit, Kreativität, etc. etc.

Letztendlich ist ein wesentliches Ergebnis des Coachings, dass der Mensch seine Aufgaben und Chancen erkennt und um das richtige Handeln weiß. Das kann zum Beispiel bedeuten:

  • dass er seine Führungsaufgaben gezielter und verantwortlicher übernimmt.
  • dass er Projekte beim Kunden selbstsicherer und professioneller durchführt.
  • dass er als Existenzgründer den Mut zur Umsetzung findet.
  • dass er sein Selbstmanagement verbessert, um mehr Ausgewogenheit in sein berufliches und privates Leben zu bringen.

Coaching geht über das Erlernen von Methoden weit hinaus. Ein Coaching kann Sie befähigen, Ihren Weg selbstbewusster, freier und gelassener zu gehen.

Alles Gute auf Ihrem Weg wünscht Ihnen

Heike Brombach

www.dreizeit.de

PS: Zur leichteren Lesbarkeit wurde in diesem Artikel nur die männliche Form gewählt. In allen Fällen stehen die Aussagen für Frauen und Männer gleichermaßen.

Heike Brombach ist seit 1995 als Personalberaterin und Berufscoach tätig.
Mit Dreizeit bietet sie 
> Berufs- und Bewerbungs-Coaching,
> Seminare zur beruflichen und persönlichen Entwicklung sowie
> Personalentwicklung für kleine und mittelständische Unternehmen.

Dank an Heike Brombach für die Genehmigung zur Veröffentlichung ihres Artikels auf diesem Blog.